Fischleder im Fokus:
Tradition trifft Moderne

Seit Jahrhunderten nutzen Menschen Fischhaut zur Lederherstellung – eine Tradition, die in den letzten Jahrzehnten in Vergessenheit geriet. Heute wird Fischleder im Sinne von Zero-Waste als Nebenprodukt der Lebensmittelindustrie gefertigt. Unter dem „nose to tail“-Gedanken wird der gesamte Fisch genutzt, einschließlich der Haut, die zu einzigartigen Materialien für Schmuck, Kleidung, Gürtel oder Accessoires weiterverarbeitet wird. Jede Fischart bringt eigene Farben, Strukturen und Haptiken mit, was Fischleder zu einem vielseitigen und ästhetischen Werkstoff macht.

Die Geschichte des Fischleders

Die Nutzung von Fischhaut reicht bis ins alte Ägypten zurück, wo sie für Kleidung und Schmuck verwendet wurde. In den nordischen Regionen setzten Inuit und andere Kulturen Fischleder aus Lachsen ein, um Kleidung und Behälter zu fertigen, die Schutz vor Kälte boten. Auch in Europa war Fischleder lange verbreitet: Während des Zweiten Weltkriegs ersetzte es mangels Alternativen andere Ledersorten.

Traditionell beherrschten vor allem die Nanai aus Sibirien die Kunst der Fischlederverarbeitung, wobei sie aus der Haut von Karpfen, Lachsen und anderen Arten Kleidung und Zelte herstellten. Ihre Techniken beeinflussen bis heute die Fischlederherstellung. Ein moderner Meilenstein wurde 1999 in einem Waldviertel in Österreich gesetzt, wo ein Verfahren entstand, das die natürliche Farbe und Struktur der Fischhaut bewahrt.

Talipa-Leder

Herstellung und Verarbeitung

Durch den Gerbprozess wird Fischhaut weich, elastisch und langlebig. Sie verliert ihren Fischgeruch und erhält ihren charakteristischen Look, geprägt durch die sogenannten Schuppentaschen – die Vertiefungen, die nach Entfernung der Schuppen sichtbar bleiben. Umweltfreundliche Verfahren nutzen pflanzliche Gerbstoffe wie Baumrinde und Pflanzenextrakte.

Papageifischleder

Die Eigenschaften: dünn, elastisch und extrem robust

Fischleder überzeugt durch hohe Zugfestigkeit von bis zu 90 Newton (z. B. bei Lachs oder Barsch). Es ist dünner als Rindsleder, jedoch elastischer und reißfester. Die quer verlaufende Faserstruktur sorgt für zusätzliche Stabilität, während das Schuppenmuster jeder Haut ein einzigartiges Erscheinungsbild verleiht.

Schollenleder

Produkte aus Fischleder

Fischleder findet Verwendung in Schuhen, Taschen, Kleidung und Schmuck. Auch Gürtel, Armbänder und Portemonnaies bekommen eine spannende Haptik und individuelles Design, wenn sie aus Fischleder gefertigt wurden. Oft werden diese Produkte noch in Handarbeit hergestellt, z.B. in der Manufaktur Fischleder Store in Wismar.

Silberschmuck mit schwarzem Rochenleder
Accessoires aus schwarzem Rochenleder

Fischleder richtig reinigen

Fischleder wird oft für hochwertige Objekte verwendet, die entsprechend schonend behandelt werden. Die Reinigung hängt von der Zurichtung des Leders ab, die von offenporigem Anilin bis zu einer Goldbeschichtung reichen kann. Eine generelle Pflegeanleitung gibt es nicht – die richtige Methode sollte im Einzelfall abgestimmt werden.

Störleder

FAQ: Häufige Fragen zu Fischleder

Riecht Fischleder nach Fisch?
Nein, es bleibt nur der typische Ledergeruch nach der Gerbung erhalten.

Ist Fischleder teurer als andere Lederarten?
Das hängt von der Art und Verarbeitung ab. Oft ist es vergleichbar mit anderen exklusiven Lederarten.

Ist Fischleder nachhaltig?
Ja, da es aus Abfällen der Fischverarbeitung gewonnen wird und so einen Beitrag zur Ressourcenschonung leistet.

Welche Fischarten werden verwendet?
Typische Arten sind Lachs, Karpfen, Saibling und Seewolf. Auch exotischere Fische wie Stör werden genutzt.

Wie robust ist Fischleder?
Dank seiner Faserstruktur ist Fischleder extrem reißfest und langlebig.